Konzert Ettlingenweier 2019

Text und Fotos: Werner Kneipel

Allein die Dorfkirche St. Dionysius in Ettlingenweier, am Rande Karlsruhes gelegen,  ist es schon wert, diesem kleinen, lauschigen Örtchen einmal einen Besuch abzustatten. Dieses Kleinod dörflicher barocker Kirchenbaukunst bietet eine prachtvolle Kulisse, die man an einem solch kleinen Ort zunächst einmal nicht vermuten würde.

Der MGV-Liederkranz war von den Gastgebern, der Gruppe „vocalis“, einem gemischten Chor der „Liedertafel Ettlingen“, eingeladen worden, am „Konzert der drei Chöre“ teilzunehmen, das am vergangenen Sonntag stattfand.

Mit diesem Chor verbindet uns eine besondere Gemeinsamkeit: Mercedes Guerrero wirkt hier wie dort für beide Chöre als Dirigentin.  Von Ettlingen aus hatte man außerdem noch Fäden geknüpft zum Dirigenten Dr. José María Álvarez Munoz im fernen Madrid, der vor längerer Zeit auch in Deutschland als Chorleiter gearbeitet hatte, und der heute den „Coro de la Universidad CEU San Pablo de Madrid“, einen gemischten Chor von ca. 40 Sängern und Sängerinnen leitet. Das Konzert in Ettlingenweier war es den Spaniern dann auch wert, die weite Reise anzutreten.

Sich warm zu singen und warm zu singen – das war an diesem heißen Sommerabend  gleichbedeutend. Nur in der leider nur anfänglich kühlen Kirche war es am bislang heißesten Tag dieses Sommers einigermaßen auszuhalten. 

Nach den Grußworten der Gastgeber und des Ettlinger Oberbürgermeisters Johannes Arnold war es uns Iffezheimer Sängern vorbehalten, das Konzert mit fünf Liedern zu eröffnen: mit dem „Sanctus“ von John Leavitt, mit „Herrliche Berge“ von Bepi de Marzi, dem „Pacem“ von Lee Dengler hinterließen wir einen starken Eindruck bei den zahlreichen Besuchern, die die Kirche bis auf den letzten Platz besetzten. Besonders die Piano-Stellen der verschiedenen Stücke hatte die Dirigentin für dieses Konzert als ihre neue Spielwiese entdeckt. Und der Chor war in der Lage, das Geforderte auch perfekt zu liefern. Ana Cho am Klavier, die unseren Chor schon beim letzten großen Konzert in der Festhalle begleitet hatte und Hyuna Min mit der Geige unterstrichen mit einfühlsamem Spiel unseren Vortrag.

„vocalis“ überzeugte die Zuhörer mit einer Mischung aus modernen Klängen. Höhepunkt war die Interpretation von „Nigra Sum“, einer Komposition des berühmten spanischen Cellisten Pablo Casals, das die Ettlinger eigens für das Konzert mit den Spaniern eingeübt hatten.

Unbestrittener Höhepunkt dieses Konzerts waren dann aber die Studenten der  Universität San Pablo aus Madrid. 32 Sängerinnen und Sänger boten eine herausragende Leistung. Die punktgenaue Akzentuierung, das variable und lebendige Spiel und Gegenspiel von leisestem Pianissimo und explosivem Forte war beeindruckend. Die Spanier nahmen die Zuhörer dabei mit auf eine musikalische Reise durch die Klassik spanischer Komponisten und im weiteren Verlauf auf eine Reise um die Welt, mit Liedern aus Ländern, in denen die Spanische Sprache gesprochen wird. Dass die Madrilenen in einer höheren Liga spielen, hörte man auch an den brillanten Soloeinlagen bei verschiedenen Liedern. 
Zum Abschluss des Konzerts sang zunächst „vocalis“ zusammen mit den Spaniern „A tu lado“ in spanischer Sprache und über 100 Stimmen erklangen beim abschließenden „Dieser Tag soll voller Freude sein“, bei dem die Iffezheimer Sänger den Frauenüberschuss auf der Bühne wenigstens bei diesem Lied egalisierten.

Das gesamte Konzert war getragen von der Harmonie, die die Chöre ausstrahlten, ohne in Konkurrenzdenken zu verfallen. Ein jeder tat perfekt, was er am besten kann und das war – angesichts der Hitze – schon eine bemerkenswerte Leistung. 
„vocalis“ lud danach noch zu einem tollen kalten (!!) Buffet ein, das von allen Sängern freudig, hungrig und vor allem aber durstig gestürmt wurde.