Hoppegarten 2019 – 100 Jahre Birkenstein

Vor etwa einem Jahr kam seitens der Gemeindeverwaltung Iffezheim die Anfrage an den Männergesangverein, ob wir denn zu einer Reise in die Partnergemeinde bereit wären. Dort gäbe es ein Jubiläum zu feiern – der Ortsteil Birkenstein sei vor 100 Jahren gegründet worden und das solle mit einem dreitägigen Fest gebührend begangen werden. Seit unserer ersten Reise nach Hoppegarten waren acht Jahre vergangen und so befanden wir, dass es höchste Zeit wäre, dort wieder einmal vorstellig zu werden. Im Laufe der Vorbereitungen meldeten sich 30 Sänger für die Fahrt an, letztlich traten aber nur 28 Sänger die Reise gen Osten an. Nebenbei bemerkt: Es hätten auch noch ein paar mehr Teilnehmer sein dürfen, manche sagen auch sein „müssen“… Die Vorbereitungen durch unsere Chorleiterin Mercedes Guerrero liefen gewohnt intensiv, allerdings mussten die Proben in der letzten Phase vor der Abreise leider ausfallen. Freitagmorgen traf sich die Reisegesellschaft um 6 Uhr zur Abfahrt – und es sollte eine lange Fahrt werden. Die Verkehrslage in und um Berlin sprengte jeglichen Zeitplan. Nur eine kurze herzliche Begrüßung durch Bürgermeister Knobbe, eine Schale Gulaschsuppe und ein Stück Kuchen waren nach der Ankunft möglich und schon rief die Dirigentin zum „Warmsingen“, das dann aber eher einer Probe gleichkam. Draußen paradierten schon die Gäste des Festaktes vor der Gemeindehalle, als sie uns endlich entließ. Und man musste noch ins Hotel fahren, dort die Zimmer beziehen und um sich ins Sängergewand zu schmeißen. 

Mit „Cantemus“ eröffneten wir dann mit beinahe 45-minütiger Verspätung den Festakt und schon da war zu spüren, dass der Chor „gut drauf“ war und der Funke zum Publikum übersprang. Eine besondere Aufgabe hatten dann an diesem Abend noch die Sängerfrauen: Sie mussten die Belastbarkeit des Iffezheimer Gastgeschenks, einer hölzernen Sitzbank, testen. Ergebnis der Überprüfung: Entweder ist es eine sehr stabile Sitzbank, oder die Sängerfrauen sind von schlanker oder gar ätherischer Gestalt. Mutige neigen zu ersterer Ansicht. Nach der offiziellen Feier konnten sich die Gäste dann an einem reichhaltigen Buffet stärken und im Hof des Gemeindezentrums kam es dann schon zu ersten Gesprächen zwischen Brandenburgern und Badenern. Und man merkte hier schon zum wiederholten Male: Das passt zusammen. Es wurde spät an diesem Abend, noch nicht einmal der einsetzende Regen konnte das verhindern. Die Iffzer Sänger machten dann das Licht dort aus, denn sie waren die letzten, die das Fest verließen. Gepriesen sei übrigens die Freiwillige Feuerwehr Hoppegartens, die auch diesmal wieder den Shuttle-Service zum Hotel erledigte. 

Der Samstag war dann ein langer, heißer und anstrengender Tag. Im herrlichen Garten der Familie Winter konnte die Chorleiterin morgens noch das Einsingen durchführen, was wieder einer nahezu kompletten Probe gleichkam, die nur durch eine Atempause während des kleinen bunten Festumzugs der Vereine Birkensteins und verschiedener Gruppen unterbrochen wurde. Gut vorbereitet ging es anschließend auf die Festwiese, auf der die große Bühne, die Buden und Verkaufsstände standen, die es für ein solches Fest eben braucht. Unser gemischtes Repertoire aus neuen und traditionellen Liedern war genau das richtige für diesen Anlass. Zunächst aber eröffneten wir das Fest zusammen mit dem „Gemischten Chor Hoppegarten“ mit einem Lied, auf das wir lange hingefiebert hatten: das „Birkensteinlied“. Der hochbetagte Komponist und Texter der Hymne Birkensteins saß gerührt vor der Tribüne und war mit der Darbietung augenscheinlich sehr zufrieden. 

Wir hatten dann am Nachmittag noch einen weiteren Auftritt, bei dem wir mit unserem Vortrag die Zuhörer auf dem sonnengefluteten Platz u.a. mit dem „Augustin-Rap“, „Frauen sind anders“ und „Haus am See“ bestens unterhielten.

Auf dem Platz stand auch ein Mini-Riesenrad mit 8 Gondeln, in dem 28 Sänger und eine Dirigentin bequem Platz fanden. Allerdings musste der Betreiber davon erst mühsam überzeugt und überredet werden. Er war uns letztlich sehr dankbar, dass er jetzt über die Kapazitäten seines Gerätes endgültig Bescheid weiß. 

Ein weiterer Höhepunkt unserer Expedition in die „neuen Länder“ war der Besuch und die Führung über die Baustelle des neuen Schiffshebewerks in Niederfinow, das das benachbarte bereits seit 1934 arbeitende historische Hebewerk in Zukunft ablösen wird. Zwei Ingenieure, die an diesem gigantischen Werk von Beginn an maßgeblich mitgearbeitet haben, führten uns durch das Bauwerk, erklärten die Funktionsweise und die baulichen Gegebenheiten und Schwierigkeiten, die in der Planung und während der Ausführung zu überwinden waren. Beiden merkte man deutlich an: Sie konnten schon in Kindertagen was mit dem „Märklin-Metallbaukasten“ anfangen. Das war alles sehr beeindruckend! Man kann jetzt nur hoffen, dass nicht dasselbe wie mit dem Berliner Flughafen geschieht: Als man den uns Sängern vor 8 Jahren zeigte, hieß es, in spätestens vier Monaten könne von dort aus die Reise in die Welt beginnen. Das Ende kennt man ja inzwischen. Wir werden die Sache weiter beobachten.  Ansonsten machen wir in 8 Jahren eben wieder eine Besichtigung in Niederfinow.

Den Abend und die Nacht verbrachten wir dann wieder auf der Festwiese, wo von der Band „Ageless“ und der DJane Elke Peper in so manchem Sänger der Rocker geweckt wurde. Jedenfalls teilten sich am späten Abend die Wege: Die einen ließen sich ins Hotel fahren und die anderen ließen sich auf dem Weg dorthin beim Bowling-Center absetzen, um dort nicht nur eine ruhige Kugel zu schieben. Zu diesen Unentwegten gehörte auch Mercedes, die an diesem Abend in die Geheimnisse des Bowlens eingeweiht wurde. Es soll in diesem Lokal auch verschiedene Mischgetränke gegeben haben. 

Am nächsten Morgen, dem Sonntag, sah man beim Frühstück ein paar weiße Nasen, die sich erstmal neu orientieren mussten. Ein paar übriggebliebene „Rocker“ fanden in jener Nacht im Übrigen einen prominenten Taxifahrer, der sie dann nach Hause fuhr: Bürgermeister Knobbe lud die Iffzer in sein Auto und brachte sie zum Hotel. Es heißt, sie hätten ihm sogar noch den Weg gewiesen. Dafür, dass der Chor derartige Anstrengungen zu bewältigen hatte, war unser Schlussakt am Sonntag gesanglich durchaus beachtlich. Wir verabschiedeten uns in gelöster Stimmung schwungvoll von unseren Gastgebern. 

Man muss es eigentlich nicht noch einmal besonders erwähnen, aber die Partnerschaft zwischen Hoppegarten und Iffezheim steht ganz offensichtlich auf einem besonderen Podest. Man mag sich einfach.

Nach einem Besuch der Rennbahn zum „Großen Preis von Berlin“ gingen die Sänger dann auf die lange Rückfahrt und nach knapp 70 Stunden fand die Reise an der Festhalle ihr glückliches Ende. Und noch etwas hat sich auf dieser Reise erwiesen: Unsere „Jungsänger“ sind allen Belastungen gewachsen! Wirklich allen.

(Text & Bilder: Werner Kneipel)

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