Eine gelungene Geburtstagsfeier zelebrierte der Männergesangverein-Liederkranz 1857 bei seinem Festbankett in der Iffezheimer Festhalle. Die zahlreich erschienen geladenen Gäste feierten den jungen, innovativen, alt-eingessenen Jubilar.
Den Auftakt bildete der Jubilar selbst: Die 67 Männer des MGV Liederkranzes priesen in feinstem À-Capella-Gesang mit Sieglers „Festgesang“ und dem “Weihegesang“ von Franz Schubert ihr Hobby, die Kunst der Musik, die Herz und Seele des Menschen erfüllt und begeistert. Die „Macht des Gesanges“ war auch zentrales Thema des Festprologs der von den Festdamen Sabrina Huber und Sonja Oesterle vorgetragenen Ode von Friedrich Schiller.
In seiner Begrüßungsrede stellte der Vorsitzende Karlheinz Schäfer „150 Jahre Männerchorgesang in Iffezheim“ in den Mittelpunkt und wies auf die soziale Funktion des Vereins hin, der in seinen Reihen drei Generationen vereine. Drei Dirigenten und nur fünf Vorsitzende seit der Vereinigung nach dem Kriege sprächen für Kontinuität und Verlässlichkeit des im Zeichen des mit Mars vereinten Violinschlüssels stehenden Geburtstagskindes. Als äußeres, dauerhaftes Zeichen des Jubiläums werde der Verein eine große Sängerlinde pflanzen, versprach Karlheinz Schäfer.
Festpräsident Bürgermeister Peter Werler ging in seiner Festansprache auf die Geschichte des Kulturgutes „Singen“ ein und hob vor allem den gesellschaftlichen Gegenentwurf der sich in der Mitte des 19.ten Jahrhunderts gründenden Vereinen mit ihren demokratischen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit hervor. Der Zusammenschluß freier und gleicher Menschen nach demokratischen Grundsätzen habe die Grenzen der alten Gesellschaftsordnung gesprengt. Auch wenn heute viele Männerchöre von Nachwuchssorgen geplagt seien, könne die gesellschaftliche Bedeutung der Vereine, in denen Teamfähigkeit und Sozialkompetenz gelernt und gepflegt würden, nicht hoch genug geschätzt werden. Iffezheim sei stolz auf seinen Männergesangverein, der das kulturelle Leben der Gemeinde bereichere und entscheidend zu ihrer Idendität beitrage.
Seine Reverenz an das Geburtstagskind und das Renndorf erwies der Kirchenchor des Cäcillienvereines, mit der Ascott Gavotte aus „My Fair Lady“, bei der die Galoppmetropole kurzerhand an den Rhein verlegt wurde und die Freude beim Galopp in Iffze hochlebte.
Bürgermeister a.D. und Ehrenbürger Otto Himpel führte die Gäste in seiner unnachahmlichen rheinischen Art in die Geschichte des Jubilars von der Gründung bis zu ’s Glaser Fritze Helmut Jungem, dem heutigen Vorstand in dritter Generation, ein und schmückte die Chronik mit heiteren Anekdoten.
Weder die Festdamen, noch die Ehrenmitglieder ließen es sich nehmen weitere Fahnenschleifen zu spenden.
Landrat Jürgen Bäuerle beglückwünschte auch im Namen des Kreistages den jung gebliebenen Jubilar, dem es gelungen sei, attraktiv zu bleiben und der mit seiner zukunftsorientierten Vereinspolitik auch junge Menschen anspräche. Bäuerle hob die Bedeutung des Gesanges für die Persönlichkeitsbildung hervor und würdigte den Männergesangverein als Wohlfühlfaktor, der zur Lebensqualität der Gemeinde beitrage.
Seine musikalischen Grüße überbrachte der Patenverein aus Hügelsheim, der Männergesangverein Germania, mit Mozarts „Schutzgeist alles Schönen“ aus der Zauberflöte und des „Handwerkers Abendgebet“. Sein Vorstand Gerhard Meyer unterstrich das gute Verhältnis der beiden Vereine mit einigen Anekdoten aus den Protokollbüchern des Patenvereines.
Für eine große Überraschung sorgte Peter Banzhaf als Vertreter der Iffezheimer Vereine, welche aus Respekt und in Dankbarkeit vor der „alteingesessenen, jungen und innovativen Sängertruppe“, die Aktiven des Jubelvereines mit einem Gutschein zum Besuch des Züricher Opernhaus beschenkten. Jenem Opernhaus, für dessen Direktor Alexander Pereira die Sänger spontan ein Ständchen zwischen Grill und Zapfhahn der Iffezheimer Freilufthalle gesungen hatten.
Daß der Verein jung geblieben ist, stellte er mit dem äußerst dynamisch daherkommenden „Jacob’s Ladder“ unter Beweis.
Der Präsident des Mittelbadischen Sängerkreises Ernst Kopp drückte seine Stolz auf die Iffzer Sänger aus und gratulierte dem Verein zu seinen beispielhaften Leistungen. Ernst Kopp nahm auch die Ehrungen dieses Abends vor. Zu Ehrenmitgliedern des MGV-Liederkranzes wurden nach 25 Jahren aktivem Singens Joachim Huber, der weltbeste Notenwart Jürgen Distelzwey und der Mann für die italienischen Momente Stefan Manara ernannt. Seit einem halben Jahrhundert läßt Manfred Zoller seine Stimme im Ersten Baß erschallen, wofür er eine Ehrenkunde erhielt, wie auch Alfred Fritz und Ex-Vorstand Bruno Walter, die seit 60 Jahren aktiv den Chor des Männergesangverein prägen. Mit einem Weinpräsent bedachte der Vorsitzende Karlheinz Merkel elf Mitglieder, die seit der Wiedervereinigung nach dem Zweiten Weltkrieg dem Verein aktiv oder passiv die Treuer halten. Die Männer der ersten Stunde waren: Erich Huber, Karl Huber, Rudolph Huber, Erhard Laubel, Gregor Merkel, Franz Oesterle (Bachstraße), Franz Oesterle (Tullastraße), Erich Schäfer, Karl Schäfer, Edmund Schmitt und Josef „Blumensepp“ Schneider.
Mit dem schubertschen „Im Abendrot“ entließen die Sänger die Gäste aus den gemütlichen Teil, den Hubert Müller mit erlesener Kaffehausmusik untermalte. Natürlich versäumte es der Chor nicht, seinen Musikus mit dem Geburtstagslied zu empfangen, wo er doch an seinem Ehrentag aufspielte.
Viele Gäste nutzten die Chance, beim Betrachten unserer Ausstellung alte Erinnerungen auszutauschen.